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Dienstag, 2. November 2010

Nach kurzem Sitzen

E MA HO
Der Dichter, der sitzt,
wird zum Nicht-Dichter
und sein Gedicht
zum Nicht-Gedicht,
wie dieses hier.
Freiheit ist:
Sein im Nicht-Sein.

Montag, 1. November 2010

Wikipedia von innen - Teil 2

Vielleicht war ich vorhin zu optimistisch. Wenn man sich ein wenig länger in der Wikipedia umschaut, beginnt man sich zu ärgern. Warum? Weil sich da ein gewisses Muster abzeichnet. Es besteht darin, dass oberflächliche, falsche, teils sogar verleumderische Zuweisungen zur Wahrheit erklärt werden.

Beispiel 1: Der Artikel über Chögyam Trungpa. Ich habe nichts dagegen, dass da was über Alkohol, Sex mit Schülerinnen und das Geheimhalten der HIV-Infektion des Regenten Ösel Tendzin steht, denn das stimmt ja alles. Aber wenn man dann Diskussionsbeiträge dazu liest, in denen verleumderische Zeitungsberichte über unfundierte Vergewaltigungsvorwürfe als Quelle zitiert, ja sogar (glücklicherweise derzeit vergeblich) in den Artikel hineinreklamiert werden, dann kommt einem doch das, naihrwisstschonwas, ...

Beispiel 2: Der Artikel über Thomas Mann. Ellenlang und voll des Lobes (das auch nicht referenziert ist, in vielen Punkten). Jetzt müsste man sich hinsetzen und zumindest einen Punkt einfügen, in dem davon gesprochen wird, dass Thomas Mann nicht nur vom US-Kongress als einen der wichtigsten Stalin-Apologeten bezeichnet wurde, sondern dass er das auch wirklich war. Friedrich Torberg hat das ausführlich dokumentiert. Und er hat darauf hingewiesen, dass die Perfidie gerade darin bestand, dass es viel wirkungsvoller ist, wenn einer sagt: "Ich bin kein Kommunist, sage aber dennoch...", als wenn einer sagt: "Ich bin Kommunist und sage deshalb...". Genau das hat Th. Mann getan. Sein Verhältnis zur Politik war überhaupt katastrophal: Zunächst einmal war er gegen die Demokratie. Dann hat er versucht, sich mit den Nazis zu arrangieren, noch nachdem die Bücher seines Bruders Heinrich und seines Sohnes Klaus schon verbrannt waren (die Bücher Thomas Manns waren wohlweislich geschont worden, weil die Nazis ihrerseits hofften, ihn auf ihre Seite ziehen zu können). Erst sehr spät, als ihm klar wurde, dass ein solches Arrangement nicht möglich ist, bezog er erstmals öffentlich gegen Hitler Stellung.
Und kaum war er in den USA, begann er, mit dem anderen Totalitarismus, dem Kommunismus, zu sympathisieren, wie auch andere, die zwar im sicheren Amerika saßen, aber gleichzeitig Stalin die Stange hielten: Bert Brecht, Jakob Wassermann, Berthold Viertel und viele mehr. Es ist kein Wunder, dass es ihm irgendwann in der McCarthy-Zeit in den USA zu ungemütlich wurde. Das wird sogar in der Wikipedia so dargestellt (wenngleich dort natürlich alle Schuld bei den Amis liegt).
Also ging er nach Europa, ließ sich in der Schweiz nieder, besuchte Ostdeutschland und sonderte Zitate ab wie: "Die Ablehnung des Kommunismus ist die größte Torheit unserer Zeit." Bravo, kann man da nur sagen, und es ist zum Ihrwisstschonwas...

Alles in allem kriegt man das Gefühl, dass auch in der Wikipedia einige wie Spinnen im Netz sitzen, sich einen gewissen Status erobert haben, den sie verteidigen und dazu benützen, gewisse Dinge durchzuboxen oder zu verhindern. Kein Wunder, ist halt wie überall.

Wikipedia von innen - in Sachen Torberg

Seit Jahren hab ich mir gedacht, man müsste sich doch einmal näher mit der Wikipedia beschäftigen. Aber irgendwie bin ich nie durch den Umgang mit der Versionsgeschichte durchgestiegen, und so hab ich's fürs Erste gelassen. Und gelassen. Und gelassen.

Bis gestern. Da hab ich festgestellt, dass ich sogar schon einen Account dort besitze, hab mich angemeldet und begonnen, den Artikel über Friedrich Torberg zu editieren, der es in einigen Punkten durchaus nötig hatte. Natürlich geistern da die Nachwehen des von vielen sehr übel genommenen Torbergschen Kampfes gegen die kommunistische Spielart des Totalitarismus umher, die sich ja nicht zuletzt in dieser unseligen "Biographie" von jenem Frank Tichy kristalliert hat. Oder hatte, denn das Machwerk ist zum Glück längst vergriffen, scheint aber dennoch in den Bücherregalen einiger Leute zu stehen, die in der Wiki was zu reden haben. Aber sei's drum.

Ich kann mich eigentlich nicht über allzu schlechte Behandlung beschweren. Die meisten meiner Änderungen hat man übernommen, einige nicht, womit ich leben kann. Nur die Geschichte mit der Salcia Landmann habe ich nochmals tentativ geändert, denn die hat er ja eben nicht angegriffen, weil sie eine "fellow traveller" gewesen wäre, sondern weil sie sich dem jüdischen Witz etwa so genähert hat wie ein Hund einem Laternenpfahl.

Ein allererstes Fazit: Wikipedia ist mehr als eine Enzyklopädie, es scheint auch wirklich sowas wie ein Ort der geistigen Begegnung zu sein. Oder jedenfalls hoffe ich das.

Leonard Cohen über Sasaki Roshi

Ich wollte unbedingt dieses kurze Video hier hereinstellen, das auch im Suite101-Artikel über Leonard Cohen und Zen-Buddhismus zitiert wird. Es ist berührend, lustig, interessant, besonders vielleicht für jene (nicht allzu häufig vorkommenden) Menschen, die selbst schon buddhistische Meditation gemacht und sich vielleicht gar selbst einmal für längere Zeit in einem Meditationszentrum aufgehalten haben.

Leider stelle ich fest, dass ich es hier nicht einbetten kann, aber man kann es sich unter mit diesem Link auf Youtube anschauen.






Sonntag, 31. Oktober 2010

Suite101

Einer der Gründe, warum ich diesen Blog begonnen habe, ist die Möglichkeit, unzensuriert zu schreiben. Und auf bestimmte Artikel hinzuweisen, die ich auf "Suite 101" veröffentlicht habe. Angeblich soll man dort sogar Geld verdienen können, aber mit meinen bisherigen 79 Page-Views ist das nicht sehr realistisch. Macht aber nichts, es ist trotzdem schön.

Sechs Themen habe ich bisher bearbeitet. Mein Einstieg war eine Konzertkritik, die eher eine Konzertbelobigung darstellt. "A Tribute to Friedrich Gulda", gestaltet und initiiert von meinem langjährigen Freund Paul Gulda. Wir durften dieses Konzert im Stadtsaal in Tulln erleben, und es war einfach großartig.

Dann trat eine kleine schöpferische Pause ein. Ich wusste nicht genau, wie ich weitermachen soll. Dann tat ich's doch: Pu Yi, Der letzte Kaiser von China, war mein nächstes Thema, genauer gesagt: Pu Yis Autobiographie. Eine ambivalente Sache, aber doch lesenswert. Außerdem war das Buch die Grundlage für Bertoluccis bekannten Film "Der letzte Kaiser".

Und dann ging es Schlag auf Schlag. Forschungsbetrug, ein heißes Eisen, aber für mich leicht zu schreiben, weil ich einerseits auf mein Material vom Vortrag von Richard Smith in Wien im Vorjahr zurückgreifen konnte. Andererseits hatte ich zufällig eine Ausgabe des Falter-Wissenschaftsmagazins gefunden, die sich ganz diesem Thema widmete. Quellen natürlich redlich angegeben.

Es folgte, am selben Tag!, etwas über Friedrich Torberg und den sogenannten Brecht-Boykott. Wenn ich einen Satz wie den vorigen, mit einem Rufzeichen (!) mittendrin, gefolgt von einem Beistrich, oder einen Satz wie diesen, mit einem Rufzeichen (!) zwischen zwei Klammern in Suite101 geschrieben hätte, hätte ich schon eine "Abmahnung" ausgefasst, die kennen da nix.
Die Sache mit Torberg geht mir persönlich nahe, ich habe ihn flüchtig gekannt, da war ich noch ziemlich jung. Und obwohl die abscheuliche Schmähschrift, die dieser Frank Tichy eine "Biographie" nannte, zum Glück längst vergriffen ist, plappern doch alle möglichen Leute wie die Papageien Worte wie "Brecht-Boykott" und "CIA" nach, ohne zu wissen, wovon sie reden.

Aber sei's drum, mein nächstes Thema war grausliche Chemie in Kinder-Regenjacken. Ein guter Freund hat mich drauf gebracht, und ich dachte, das MUSS doch ein paar Leute interessieren....

Last (bisher), aber (sicher) not least der Text über Leonard Cohen und Buddhismus. Dazu gäbe es noch einiges zu sagen. Zum Beispiel, dass auch der Millionenbetrug, dessen Opfer LC wurde, einen "buddhistischen" Hintergrund hatte, nämlich insofern als sowohl die Betrügerin als auch der ebenfalls nicht ehrliche Finanzberater einer anderen buddhistischen Organisation angehörten (die per se natürlich nichts dafür kann; aber davon ein andermal).

Für heute ist's genug, und ich hoffe, dass diese Texte jemanden interessieren, und wenn nicht, macht's auch nix.
Guten Morgen.

Es ist zwar Abend, aber man soll doch mit einer frischen Perspektive beginnen, oder? Jedenfalls hab ich das so gelernt, aber das allein wär schon eine lange Geschichte, und die erzähl ich vielleicht später.