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Donnerstag, 28. April 2011

Wikipedia – Teil 3 (Nachtrag zu Kurt Wolff, Opus Dei und IMABE)

Jetzt ist wieder eine Zeit lang nichts passiert. Aber seinesgleichen geschieht, zum Beispiel in der Wikipedia, zu der ich mich nun doch nochmals äußern muss.

Zuerst das Positive: Der Einschub im Artikel zu Kurt Wolff ist endlich (und anscheinend ohne Änderungen) vidiert und approbiert worden. Hat aber lang genug gedauert. Und eigentlich war und ist das Thema ja heutzutage recht unkontroversiell.

Weniger erfreulich sind meine Erfahrungen, was das sehr viel kontroversiellere Thema des katholischen Fundamentalismus – konkret: Opus Dei und seine Ableger – betrifft. Da muss man nämlich feststellen, dass es diese Fundis irgendwie geschafft haben, sich so weit in der Wikipedia zu verankern, dass Änderungen kritischer Art in einschlägigen Artikeln, die das Opus Dei und seine Ableger bzw. Anhänger betreffen, so gut wie unmöglich werden.

Ich finde das beunruhigend. Wenn man ein bisschen surft, kommt man schnell auf eine Seite, die sich www.opusfrei.org nennt und von ehemaligen Opus-Dei-Mitgliedern gestaltet wird. Wer wissen will, wie es dort wirklich zugeht, möge diese Seite lesen.

Was mich ebenfalls ärgert, ist diese Sache mit dem IMABE-Institut – voller Namen: "Institut für Medizinische Anthropologie und Bioethik". Das wurde 1988 von einem gewissen Enrique Prat gegründet, der selbst ein prominentes Mitglied des Opus Dei ist (sein Bruder leitet das Opus Dei in Spanien und möglicherweise demnächst weltweit). Ärztlicher Leiter ist Johannes Bonelli, Internist in einem Ordensspital. Stellvertretende Geschäftsführerin ist Susanne Kummer, die Tochter von Friedrich Kummer, ehemaligem Chef der Lungenabteilung in einem Wiener Spital und Opus-Dei-Mitglied seit den Sechzigerjahren. Sowohl Johannes Bonelli als auch sein Sohn Raphael, Psychiater, sind ebenfalls Mitglieder des "Werkes", wie sich das Opus, wörtlich und richtig übersetzt, auch nennt.

Nun will ich hier (wenigstens im Augenblick) gar nicht lang über das Opus Dei selbst räsonnieren, obwohl ich das sicher auch noch irgendwann mache. Aber was mich stört, ist die schlichte Tatsache, dass das IMABE-Institut ohne jeden Zweifel eine Frontorganisation des Opus Dei ist, sich dazu aber nicht bekennt. Vielmehr wird da von "Interdisziplinarität" und derlei schönen Dingen gesprochen.

Und die Herren Prat und Bonelli (sr.) schreiben regelmäßig Kommentare in der "Österreichischen Ärztezeitung". Das wundert einen dann schon weniger, wenn man erfährt, dass kein anderer als Walter Dorner, der Präsident der Österreichischen Ärztekammer: richtig, im Kuratorium von IMABE sitzt. Es wird behauptet, er sei auch Mitglied bei Opus Dei, aber sicher weiß ich das nicht. Sicher ist nur, dass mich zwar die persönliche religiöse Überzeugung der genannten Personen nicht zu interessieren hat, sehr wohl aber ihre Auswirkung auf das Ausüben ihrer öffentlichen Funktionen.

Wenn IMABE, quod erat demonstrandum, zum Opus Dei gehört, dann soll das bitte auch deklariert werden. Und dann geht es aber auch nicht an, dieser Organisation so viel Raum im offiziellen Organ der Österreichischen Ärztekammer einzuräumen.

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