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Donnerstag, 24. März 2011

Vom Umgang mit gefälschten Studien

Das Folgende stelle ich hier mit freundlicher Genehmung der Zeitschrift "arznei-telegramm" herein (arznei-telegramm 2011; 42: 25-6).






Zunächst einmal danke ich Hrn. Dr. Becker-Brüser für die Genehmigung zum Einstellen dieses Artikels – war nicht ganz leicht, womit ich nicht das Erlangen der Genehmigung meine, sondern vielmehr die technischen Schwierigkeiten, mit denen ich gekämpft habe. Am Ende hätt ich's wahrscheinlich genauso schnell auch abtippen können. Muss wohl endlich lernen, wie man mit Wordpress umgeht. (Und ich bitte allfällige LeserInnen um Entschuldigung, dass die blauen, unterstrichenen Dinger im at-Text, die wie Hyperlinks aussehen, nicht als solche funktionieren, obwohl sie ursprünglich welche waren, aber das hat mit der verqueren – wenngleich nicht gänzlich unkreativen – Art zu tun, auf die ich diesen Text hier hereingeholt habe.)

Was das Thema betrifft, so interessiert mich das schon deshalb, weil es nahtlos an einen Vortrag des ehemaligen BMJ-Chefredakteurs Richard Smith anschließt, den er 2009, auf Einladung der "Gesellschaft der Chirurgen in Wien" im Wiener Allgemeinen Krankenhaus gehalten hat. Ich habe darüber u.a. in Suite101 berichtet.

Smith hat damals ein erheblich breiteres Feld behandelt – eben Forschungsbetrug insgesamt –, aber natürlich war auch der oft vorhandene Widerstand der Journals gegen den Rückruf gefälschter Studien ein Thema. Die Gründe dafür sind vielfältig: Man will sich, wie auch das "at" sagt, das Geschäft nicht verderben, man hat Angst vor juristischen Konsequenzen, man ist einfach zu bequem, ... Die Liste ließe sich wohl fortsetzen.

Aber immerhin: Es ist auch einiges geschehen. So ist zum Beispiel die Website www.clinicaltrials.gov eine hervorragende Quelle, um zu sehen, was so alles nicht publiziert wird. Eine andere interessante Quelle ist www.trialresultscenter.org, betrieben von einem französischen Pharmakologen, unabhängig, noch im Aufbau, aber ambitioniert.

Insgesamt wird durch die lauter werdende Diskussion um Manipulation und Betrug in der Forschung der Druck auf die Industrie und auf jene größer, die gegen gutes Salär einfach alles behaupten würden, egal ob auf dem Podium eines Vortragssaals oder schriftlich.

Es ist schon wahr: Die Journals könnten mehr tun, speziell was eine konsequente und einheitliche Rückrufpolitik betrifft. Aber wogegen sie eigentlich wenig tun können (außer eben keine zuvor nicht registrierten Studien zu veröffentlichen), ist die Tatsache, dass negative Studien immer noch zum größten Teil nicht publiziert werden. Das ist eigentlich ein legistisches Problem, es müsste eine Publikationsverpflichtung geben, und zwar mit dem Argument, dass wissenschaftliche Daten in jedem Fall zentrale öffentliche Interessen berühren, weil ja schließlich, wie auch das at bemerkt, Leitlinien und damit Behandlungsstandards auf Studien und Metaanalysen dieser Studien beruhen. Somit hat ein Publikationsbias – wie er besonders krass in der Psychiatrie, vor allem bei Antidepressiva und neueren Antipsychotika zutage tritt – die denkbar schwersten Folgen, weil Metaanalysen dann zu Effektgrößen kommen, die mit der Realität nichts zu tun haben.

Diesem at-Artikel verdanke ich übrigens auch die Bekanntschaft mit "retraction watch", einem höchst interessanten Blog über zurückgezogene Studien und ihre Autoren. Da tut sich ja einiges...

Demnächst mehr.

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